Wohnhaus und Atelier am Rande des Wienerwalds gelegen, sucht – und findet – die Künstlerin die Natur und bezieht diese in ihre Keramikarbeiten mit ein. So sind die Oberflächen der Mensch/Tier-Figuren mit floralen und ornamentalen haptischen Strukturen, Rapporten und Mustern versehen, die auch ein wenig an die textile Vergangenheit von Margit Russnig erinnern: das Ritzen in die lederharte Oberfläche, das Aufbringen von Farbkörpern – gebrannte Metalloxyde in Pulverform, das Abreiben mit Stahldraht, das Bemalen, das Glasieren, das Stempeln. Gestaltungselemente in Struktur und Farbe, die aber nie das Grundmaterial, das weiße unglasierte, seidenmatte Porzellan, in den Hintergrund drängen.
In der Werkstatt buhlen die Figuren um die besten Plätze, stapeln sich Farbpulverdosen, Rohformen, Pinsel und Gefäße zwischen rankenden Topfpflanzen, Büchern und Schachteln. Und mitten drin all die Fische, Schweine, Frösche, Hunde und Ziegen, die auf wundersame Weise menschliche Gestalt angenommen haben – oder war es umgekehrt? Befinden sich die menschlichen Figuren im Prozess der Mutation zu Tieren und wir sind ganz zufällig Betrachter und Zeugen dieser kafkaesken Verwandlungen? Wie mögen all die Geschichten, die Margit Russnig mit ihren Protagonisten aus Porzellan zu erzählen begonnen hat, wohl enden? Eines ist gewiss: Genau auf diese Neugier hat es die Keramikerin abgezielt.